Seit 2012 werden im Kindergesundheitshaus e.V. geflüchtete und jüngst migrierte Familien mit Kleinkindern (0 – 3 Jahre) begleitet. In Mutter-Kind-Gruppen, die von geschultem Personal geleitet werden, werden die Familien, insbesondere die Mütter, unterstützt, in Deutschland anzukommen und ihre Kinder bedürfnisorientiert zu erziehen. Aufbauend auf diesen Erfahrungen haben wir das Projekt „Gemeinsam stark!“ entwickelt.
Ziel von „Gemeinsam stark!“ ist es, die frühen Beziehungserfahrungen und Entwicklungs-bedingungen von Kleinkindern mit Migrationshintergrund zu verbessern, deren Entwicklung aufgrund der Traumatisierungen ihrer Eltern im Herkunftsland und/oder der belastenden Migrationserfahrungen gefährdet ist. Besonders dringenden Unterstützungsbedarf haben Mütter, die aufgrund von Verfolgung und/oder Krieg migriert sind. Die lebensgefährdenden und traumatischen Fluchterfahrungen, wie sie viele der nach Deutschland geflüchteten Familien erleben, belasten die Schwangere, ihr ungeborenes Kind und die frühe Elternschaft enorm. Unsere Untersuchungen haben ergeben, dass Mütter, die aufgrund von Krieg und Verfolgung geflohen sind, sind im Vergleich zu Müttern, die aus familiären oder wirtschaftlichen Gründen migriert sind, sich als weniger feinfühlig erweisen, in der Interaktion mit ihrem Säugling weniger angemessen sind und mehr Feindseligkeit zeigen.
„Gemeinsam stark!“ soll die Mutter-/Eltern-Kind-Bindung stärken, die psychosoziale Integration der gesamten Familie fördern, die Auswirkungen der erfahrenen Trauma-tisierungen abmildern, innerfamiliäre Gewalt verhindern, die Kleinkinder altersgerecht fördern (insbesondere im Hinblick auf ihre Autonomie- und Sprachentwicklung) und insgesamt zu einer Verbesserung der Gesundheit der Frauen, ihrer Kinder und der gesamten Familie beitragen.
Die Umsetzung erfolgt im Rahmen von wöchentlichen interkulturellen Mutter-Kind-Gruppen, die über mehrere Jahre kontinuierlich angeboten werden. Durch geschulte Gruppenleiterinnen werden die Mütter individuell und alle Lebensbereiche betreffend begleitet, beraten und unterstützt und erleben ein kontinuierliches Beziehungsangebot, das ihnen ermöglicht, in Deutschland anzukommen. Hausbesuche vertiefen dieses Angebot. Im Vordergrund stehen die Förderung der Entwicklung der Kinder und die Unterstützung der gesamten Familie in der fremden Umgebung. Diesem Aspekt wird besonders durch mehrwöchige Fortbildungen der Mütter im Rahmen einer kultursensiblen Vermittlung eines Programms, das sich an die Schulung „Starke Eltern- Starke Kinder“ anlehnt, zur Stärkung der Erziehungskompetenz, Rechnung getragen. In diesem Jahr können wir ein ähnliches, auf an die Väter gerichtetes Angebot machen.
Gefördert wird das Projekt durch das Ministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.